Derzeit sind sie in aller Munde und fast schon in aller Hände: Drohnen! Für die einen ein lustiger Freizeitspaß, für die Anderen beinahe schon eine lästige Bedrohung - die Meinungen gehen auseinander. Doch vor allem für eine Gruppe eröffnen Flugdrohnen völlig ungeahnte Möglichkeiten: Landschaftsfotografen. Drohnen ermöglichen völlig neue Perspektiven die bisher kaum - oder nur schwer - zu realsieren waren. Doch lange scheiterte es bei anspruchsvollen Fotografen entweder an der Bildqualität der zur Verfügung stehenden Modelle, oder man musste so tief in die Tasche greifen, dass man schnell das Handtuch warf. Das könnte sich nun mit der Inspire 1 Pro Drohne von DJI ändern. Diese kommt mit einer MFT Kompaktkamera mit 16 Megapixeln daher, bietet die Möglichkeit verschiedene Objektive zu nutzen und ist gleichzeitig voll integriert in die Flugsysteme der Drohne. Seit Anfang des Jahres besitze ich diese Drohne und möchte in diesem kleinen Test von meinen bisherigen Erfahrungen berichten.
DJI Inspire 1 Pro im Flug vor winterlicher Landschaft
Zuerst möchte ich kurz über die Gründe sprechen warum ich mir genau diese Drohne zugelegt habe: Jeder der meine Bilder kennt weiß, dass mein Schwerpunkt vor allem auf der Reisefotografie liegt. D.h. ich bin viel unterwegs, mein Equipment muss also möglichst leicht zu transporieren sein bzw. muss es mich auch auf Reisen mit dem Flugzeug begleiten können. Bei den großen Profi Drohnen mit sechs oder mehr Propellern (bei denen beispielsweise die Montage einer DSLR möglich ist) leidet die Mobilität enorm. Wenn eine solche Drohne im Flugzeug mitgenommen werden will, dann nur als Sperrgepäck - selbst im Auto werden diese schnell unhandlich. Hier kommt einem die Inspire 1 Pro sehr entgegen. Das Gesamtgewicht der Drohne inkl. Koffer, Fernbedienung, mehreren Zusatzakkus und Zubehör liegt bei nur ca. 5 kg - auch die Packmaße sind sehr übersichtlich und erlauben mir mittlerweile sogar den Transport in einem herkömmlichen Reisekoffer (dazu später mehr).
Ja, DJI kommt aus China. Das schreckt ersteinmal ab, chinesiche Produkte sind ja nicht gerade dafür bekannt, große Qualitätsansprüche zu haben. Die Inspire 1 Pro ist hier allerdings eine sehr löbliche Ausnahme. Sofort nach dem Auspacken fühlt man, dass man hier etwas wertiges in der Hand hat. Die Rahmenkonstruktion ist aus Carbon und alle Teile greifen satt ineinander. Die Flugeigenschaften (auf die ich hier ansonsten nicht näher eingehen werde) sind erstklassig und machen das Fliegen für jedermann zu einem Kinderspiel. Den Preis zahlt man nicht unbedingt aus der Portokasse, ist aber für das Gebotene das Geld auf jeden Fall wert.
Das Wichtigste war für mich am Ende natürlich die Bildqualität. Was hilft einem das beste Preis- Leistungsverhältnis bzw. die besten Transportmöglichkeiten, wenn man am Ende nur Schrottbilder produzieren kann. Hier hat DJI meiner Meinung nach das Beste rausgeholt was möglich war. In der Zemuse X5 genannten Kamera befindet sich der Bildsensor der Panasonic GH4 - ein Kamerasensor im mFT Format. Möchte man DxO Mark glauben, dann handelt es sich dabei sogar um den zweitbesten Sensor im mFT Format der derzeit zu bekommen ist. Die Zenmuse X5 Kamera ist zudem durch einen Gimbal auf allen Achsen stabilisert, was Videofilmern ermöglicht, völlig verwacklungsfreie Aufnahmen zu produzieren. Wie sich die Kamera in der Praxis schlägt bzw. wie gut die Bildqualität wirklich ist, beleuchte ich hier allerdings vor allem aus fotografischer Sicht.
Für alle die die grundsätzliche Funktionsweise noch nicht kennen, hier kurz erklärt: Man verbindet die Fernbedienung mit einem Tablet oder Handy via USB und startet dann die zuvor installierte DJI App (erhältlich für iOS und Android). Über die Fernbedienung wird dann eine Verbindung mit der Drohne bzw. der Kamera hergestellt und so das Live-Bild der Kamera zum Tablet/Handy übertragen. Alle Einstellungen lassen sich während des Fluges über die App bzw. Fernsteuerung vornehmen.
Genau hier muss ich allerdings mit etwas negativem beginnen: Leider hat DJI einen ziemlich groben Schnitzer gemacht was die Umsetzung der Fokussierung betrifft. Es ist nämlich nicht möglich, das f1.7 15mm Festbrennweitenobjektiv am Boden manuell zu Fokussieren. So kann man nicht schon am Boden das Objektiv auf unendlich Fokussieren und sich sicher sein, dass dieser sitzt. Man muss am Tablet/Handy den gewünschten Punkt der Fokussierung antippen, den Rest erledigt dann ein Autofokus. Und das ist die Crux an der ganzen Sache: Jeder ambitionierte Fotograf und darüber hinaus weiß, dass ein Autofokus nun einmal fehlerbehaftet ist und je nach Lichtsituation bzw. anvisiertem Objekt besser oder schlechter sitzt. Leider gibt es vor Ort auch keine Möglichkeit sofort zu prüfen, ob der Fokus sitzt oder nicht. Erst nachdem man die Speicherkarte entnommen und die Bilder auf den PC kopiert hat, lässt sich in der 100% Ansicht des Bildes prüfen ob der Fokus wirklich passt oder nicht. Im schlimmsten Fall produziert man also reihenweise unscharfe Bilder und merkt das erst, wenn man diese am Computer auswertet. Dickes minus - ich hoffe DJI wird hier noch nachbessern.
Bitte an dieser Stelle beachten, dass sich alle Äußerungen auf das von DJI mitgelieferte mFT 15mm f/1.7 ASPH Objektiv beziehen. Andere Objektive (welche Optional erhältlich sind) habe ich bisher nicht getestet.
Um es kurz zu machen: Hat man es geschafft, dass der Fokus perfekt sitzt, dann ist die Schärfe erstaunlich gut. Natürlich kann die Qualtiät nicht mit der eines Vollformatsensors mithalten, aber für einen derart kleinen Sensor ist das Ergebnis absolut zufriedenstellend und bietet die Möglichkeit, produzierte Bilder auf größeren Medien als nur A4 zu drucken. Das Objektiv selbst liefert auch bei Offenblende sehr passable Ergebnisse, profitiert aber noch einmal davon wenn man etwas abblendet. Alle Kameraeinstellungen wie Belichtungszeit, Blende, ISO usw. lassen sich während des Fluges anpassen, womit man meist zum optimalen Ergebnis kommt. Auch ganz praktisch ist die Möglichkeit sich die überbelichteten Bereiche einblenden zu lassen. Damit sieht man schon VOR der Aufnahme, welche Bereiche ausgebrannt sein werden.
Das Rauschverhalten ist im wahrsten Sinne weniger berauschend. Geht man mit der ISO etwas hoch, schlägt sich das recht schnell in deutlichem Rauschen nieder, was wiederrum zulasten der Bildqualität geht. Was auch in der normalen Fotografie gilt, gilt also bei der Zenmuse X5 umso mehr: Die ISO hochzudrehen ist immer das letzte Mittel! Wobei man fairerweise natürlich dazu sagen muss, dass dies nun mal in der Natur der Sache liegt, je kleiner der Sensor desto schneller gerät man in Sachen Bildrauschen in Grenzbereiche. Ein Vergleich mit einer Profi DSLR wäre also mehr als unfair.
Etwas besser könnte allerdings das Verhalten bei Gegenlicht sein. Fotografiert man gegen die Sonne, wird aus dieser schnell ein matschiger heller Fleck. Einen schönen "Stern" darf man also leider - zumindest in Verbindung mit dem DJI 15mm Objektiv - nicht erwarten. Das Ergebnis ist aber auch hier immer noch passabel. Damit ihr euch nun endlich selbst ein Bild machen könnt. Hier ein paar Bilder aus den vergangenen Wochen und Monaten (weiter unten stelle ich euch die hochaufgelösten Versionen zur Verfügung).
Die hochaufgelösten Bilder kannst du hier herunterladen (bitte beachten, dass diese bereits entsprechend bearbeitet und somit nachgeschärft wurden).
Wie weiter oben versprochen möchte ich natürlich auch noch zeigen, wie ich das Thema transport für mich gelöst habe. Die Anforderung war für mich, dass ich am Flughafen kein Zusatzgepäck aufgeben möchte und alles (inkl. Kleidung und was man sonst so braucht) in einen Koffer passen soll. Klingt vielleicht etwas ambitioniert, ist aber möglich. Hierfür habe ich im nächsten Kofferladen den größten Koffer gekauft der verfügbar war - dann habe ich bei Amazon Schaumstoff bestellt und ihn entsprechend zugeschnitten. Das Ergebnis: In einer Seite des Koffers befindet sich die Drohne inkl. etwas zusätzlicher Fotoausrüstung und in der anderen Seite alles was man sonst so braucht für z.B. einen einwöchigen Trip (Kleidung, Waschzeug usw.). Und das sieht dann so aus:
Inspire 1 Pro sicher verstaut im Reisekoffer
Wie auf dem Bild zu sehen, befinden sich darin auch noch drei Objektive meiner Vollformat DSLR. Das ermöglicht mir, dass ich im normalen Fotorucksack Platz für die Drohnenakkus habe. Und das muss auch so sein, da man Lithium Polymehr Akkus dieser Größe nicht im Frachtraum mitführen darf, da sich diese entzünden können! Die Feuertaufe hat diese Transportlösung übrigens auch schon überstanden, schließlich hat mich die Drohne im Februar mit nach San Francisco begleitet und hat dabei den Transport völlig unbeschadet überstanden.
Diese Drohne macht einfach Spaß! Nicht einfach nur das Fotografieren selbst, sondern vor allem das Fliegen an sich und die Technik die dahinter steckt. Die Inspire 1 Pro weckt eben das Kind im Manne und so frage ich mich manchmal selbst was mir eigentlich mehr Spaß macht: Die tollen Bilder die damit möglich sind, oder das Fliegen.
Aus fotografischer Sicht muss man aber dazu sagen, dass man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen sollte. Natürlich sind völlig neue Perspektiven möglich. Es ist aber zum Teil schwierig, diese in der Luft Adhoc zu finden, schließlich beträgt die Flugdauer maximal 15 Minuten. Zudem ist das Fotografieren mit der Drohne bei weitem nicht so entspannt wie mit Stativ und Kamera: Man hat ständig etwas zu tun und es fliegt natürlich auch immer ein bisschen die Angst mit, das teure Stück im Boden zu versenken. Beachten sollte man natürlich auch die rechtliche Siutation in den jeweiligen Ländern. Gerade in Ländern wie Österreich sind die Auflagen unglaublich restriktiv und die Strafen bei Verstößen dementsprechend hoch.
Ich hoffe der Artikel hat euch gefallen, ich konnte sicher nicht alle Fragen beantworten, dass Thema ist hierfür einfach zu umfangreich. Falls euch aber etwas auf der Zunge brennt, dann stellt eure Fragen einfach hier als Kommentar - ich werde versuchen diese schnellstmöglich zu beantworten.
Kommentare
die Bilder finde ich auf den ersten Blick mehr als gelungen und beeindruckend. Der Preis der Drohne ist für den ambitionierten Hobbyfotografen etwas hoch. Sofern ich richtig gelesen habe, liegt der Preis je nach Ausstattung bei 4.000-6.000 Euro. Dazu kommen noch die kurze Flugdauer, Handling und die immer schärfer werdenden Auflagen. Das Thema Drohnen reizt mich als Technikkfreak schon lange, aber ich denke fürs erste werde ich weiter in meine Fotoausrüstung investieren. Dennoch immer mal wieder schauen, wie sich der Drohnenmarkt entwickelt in Bezug auf Preis und Auflagen.
Viele Grüße aus Lübeck
André
auch ich finde die Bilder sehr beeindruckend, die Auflösung ist der Hammer und aus welcher Perspektive die einzelnen Fotos geschossen wurden unterstreicht zusätzlich die profesionalität des Gesamtpaketes d.h. sowohl von der Ausrüstung wie auch deines könnens.
liebe Grüsse B.Bay
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