Die aufmerksamen Facebook Mitleser unter euch haben es längst mitbekommen, auch ich habe nun den Schritt von DX (der Nikon D7000) zu FX (der Nikon D800) gewagt. Warum und wieso ich das gemacht habe, welche Überlegungen dazu geführt haben und vor allem meine Eindrücke die die D800 im Vergleich zur D7000 auf mich macht, möchte ich hier kurz schildern. Soviel sei jedenfalls schon jetzt verraten: Ich habe nicht nur positives zu berichten.
Ehrlich gesagt hat diese Frage für mich genug Potential um mich in meiner Argumentation ins straucheln zu bringen. Damit möchte ich sagen, dass es nicht nur objektive Gründe waren, die mich zum FX Einstieg bewegt haben, dazu aber gleich mehr. Was mich im speziellen an der D800 gelockt hat, ist die mit 36 Megapixeln sehr hohe Auflösung des Sensors. Bei erscheinen der Kamera war dies die höchste Auflösung die eine Kleinbildkamera am Markt zu bieten hatte und wenn ich nicht irre, ist dem nach wie vor so.
Kritiker behaupteten, dass eine solch hohe Auflösung auch einige Nachteile mit sich bringe, wie z.b. die höheren Anforderungen an die Objektive oder der Performance- bzw. Platzbedarf in der Nachbearbeitung durch die außerordentlichen Bildgrößen. Ich kann dem nicht wirklich zustimmen.
Auf die selbe Ausgabegröße gebracht, wird eine D800 mit dem selben Objektiv immer so gut sein wie z.b. eine D700, meist aber natürlich deutlich besser. Daher kann die angeblich mangelnde Auflösungsfähigkeit der Objektive kein Argument sein. Das die Anforderungen gestiegen sind, um die volle Auflösung des Sensors auszunutzen, ist natürlich richtig. Vom UWW bis zum Teleberich gibt es aber längst Linsen die die Auflösung der D800 bedienen können.
Der Performancehunger und Platzbedarf am PC scheint mir ebenfalls kein zwingendes Argument zu sein. In Zeiten wo aktuelle Computerhardware nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was wir für Fotoequipment ausgeben bzw. eine zwei Terrabyte Festplatte bereits unter 100,- Euro kostet, kann man das meiner persönlichen Meinung nach einfach nicht gelten lassen.
Mein Hauptargument - die höhere Auflösung - bringt wesentliche Vorteile mit sich. So ist man zum einen flexibler wenn man Bilder "Croppen" muss/will und zum anderen steigt die Bildqualität im Vergleich zu anderen Kameras noch einmal wesentlich, wenn man die Bilder auf gängigere Ausgabegrößen ausgibt. Gerade bei Aufnahmen mit hohen Lichtempfindlichkeiten (ISO) kann das ein entscheidender Vorteil sein.
Auch die Haptik spielt für mich eine Rolle. Ich habe relativ große Hände, die D7000 war mir da immer ein wenig zu klein. Die D800 passt bedeutend besser und liegt einfach besser in der Hand (auch wenn sie mir immer noch ein bisschen zu klein ist). Das letzten Endes auch ein gewisser "haben will" Faktor mitspielt, brauche ich hier wohl niemanden zu erzählen.
Abgesehen von dem linken AF Feld Fehler (von dem meine glücklicherweise verschont blieb), hört man zur D800 eigentlich kaum Kritik. Als jemand der sich an die D7000 und dessen Funktionen gewohnt hat, sind mir aber ein paar Dinge aufgefallen, die mir im Vergleich zur D7000 nicht so gefallen.
So hat man der internen Wasserwaage der Nikon D800 zwar erfreulicherweise eine zweite Achse spendiert, die Anzeige hierfür ist im Sucher allerdings nicht mehr beleuchtet. Das kann gerade bei Nachtaufnahmen ein großer Nachteil sein, da man die Anzeige schlicht und einfach nicht mehr sieht. Man kann zwar das AF Feld kurz aufleuchten lassen, dann sieht man auch die Waage kurz, aber eine dauerhafte Beleuchtung hierfür konnte ich bisher nicht ausfindig machen. Dem nicht genug, scheint Nikon auch die Möglichkeit entfernt zu haben, im Live View Bild die Wasserwaage einzublenden (in der D7000 konnte man einstellen, dass die Wasserwaage automatisch eingeblendet wird, wenn man Live View aktiviert). Man kann sie bei der D800 zwar am Display einblenden, doch dann ist das Live View Bild weg. (Update: Einfach die "Info" Taste während man im Live View ist mehrmals drücken). Die Konsequenz aus beiden Dingen wird für mich vermutlich sein, dass ich öfter zur Blitzschuh Wasserwaage greifen muss, was das Ganze etwas umständlich macht.
Was mir ebenfalls nicht besonders gefällt, sind die fix vorgegebenen Tastenbelegungen der Schultertasten "QUAL, BKT, ISO und WB". Da ich - wie vermutlich die meisten Besitzer der D800 - ausschließlich in RAW fotografiere, machen die so prominent besetzten Tasten QUAL und WB aus meiner Sicht keinen Sinn. Statt den beiden würde ich eine U1 und U2 Taste für sinnvoller erachten.
Zu guter Letzt stört mich auch, dass die D800 keinen IR Empfänger mehr besitzt. D.h. der ML-L3 IR Sender kann nicht mehr als Fernauslöser benutzt werden. Stattdessen muss man nun auf teurere Alternativen zurück greifen.
Das die Nikon D800 eine tolle Kamera ist, steht trotzdessen außer Zweifel und die obigen Punkte mindern meine Begeisterung nicht. Da es im Netz ausreichend Lesestoff gibt, um sich von den Vorteilen der D800 zu überzeugen, werde ich mir nun ausführliche Loblieder sparen. Zu der von mir bestellten Kombination D800 und Nikon 24-120mm f4 möchte ich aber noch ein paar Worte verlieren.
Von den beiden als Paar bin ich einfach begeistert! Neben der guten Bildqualität des Nikon 24-120mm f4 begeistert mich vor allem die Treffsicherheit des Autofokus. Der Verwandte des 24-120mm f4 ist ja quasi das Nikon 16-85mm, welches ich oft an der D7000 genutzt habe. Bei letzterem war der Autofokus für mich immer ein großer Frustfaktor. Der AF der D800 performt mit dem 24-120mm f4 aber einfach ausgezeichnet, genau so hätte ich es mir bei der D7000 immer gewünscht.
Die Bildqualität des 24-120mm f4 finde ich gut. Schon bei Offenblende entfaltet diese Linse eine hervorragende Bildschärfe im Sweet Spot, muss allerdings abgeblendet werden bis ca. f8, um auch in den Ecken genügend scharf zu werden (womit es sich allerdings in bester Gesellschaft befindet). Für mich ist diese Linse der ideale Begleiter wenn es mal schnell gehen muss, oder beim Spontanshooting bei z.b. Städtereisen oder ähnlichem.
Habe ich etwas vergessen? Wie ist deine Meinung zu meinen geschilderten Eindrücken? Wie immer freue ich mich über deinen Kommentar!
Kommentare
Wie fällt Dein Gewichtsvergleich aus? Ich hätte auch Spass an FF aber für mich ist ein Kriterium auch immer Gewicht (z.B. wenn man nur mit Rucksasck / ohne Mietwagen reist).
Schöne Grüße aus Tirol - Deine Islandbilder sind der absolute Knaller!!
Ein neuer Rucksack kommt auch bald, dann werde ich berichten.
Zwei Fragen:
1. Wofür benutzt du die Wasserwage (egal ob analog oder digital)? Die 36 MP reichen doch locker, um auch mal in der Nachbearbeitung zu begradigen, wo nötig.
2. Der DX-Modus sollte ja bei DX Objektiven ungefähr die gleiche Auflösung liefern wie an der D7000. Ist das was, was du (jetzt am Anfang) häufig nutzt? Und wie funktioniert das dann mit den AF-Messfeldern, sind das die gliechen wie bei FX oder werden da welche abgeschalten?
1.) Der Bildausschnitt verändert sich und somit geht evtl. ein Detail verloren, dass man eigentlich im Bild haben wollte.
2.) Man verliert Auflösung. Auch wenn die D800 genug davon hat, ist die Vorgehensweise mit der Waage einfach sauberer. Wenn man genug Zeit hat, ist das kein Problem. Wenns mal schnell gehen muss, dann kommt es bei mir aber auch oft genug vor, dass ich hinterher gerade richte.
Zur zweiten Frage:
Nein, ich habe nicht vor den DX Modus zu nutzen. Das wären Perlen vor die Säue geworfen. Mittlerweile habe ich mir auch das 16-35mm f4 geholt (darüber werde ich noch schreiben) und bin somit im FX Bereich erstmal für alle Brennweiten gerüstet.
Wenn man die D800 im DX Modus fährt, wird im Sucher ein Rahmen angezeigt, der den Bildausschnitt darstellt. Die AF Felder füllen den Rahmen gänzlich aus, im FX Bereich befinden sich keine Messfelder mehr und somit wird AF seitig auch nichts beschnitten.
Übrigens gibts auch die Möglichkeit, die Kamera im 1,2 Modus zu fahren, dann wird nicht ganz soviel weggenommen. Damit lassen sich manche DX Linsen noch halbwegs gut betreiben. Beispiel findest du im Artikel "Tokina 11-16 an D800":
spotcatch.net/.../283-tokina-11-16mm-an-nikon-d800
Bin selber mit der D90 unterwegs und da brennweitenmäßig eigentlich zufrieden (soweit man das sein kann, wenn man sich auf dem Laufenden hält ), so wie ich jetzt ausgestattet bin. Irgendwann muss natürlich auch mal ein Upgrade her und da kam mir auch in den Sinn, mit einer D800 quasi "langsam" aufzusteigen, weil ich mich da selbst im DX-Modus noch deutlich verbessern würde und dann schrittweise FX-Linsen anschaffen kann. Deine Ausführungen helfen mir da auf jeden Fall weiter. (Nicht, dass so ein Upgrade finanziell so bald möglich wäre, aber ich werds im Hinterkopf behalten).
Ich habe jetzt auch die D800, komme von der D90. Die sehr positive Erfahrung kann ich absolut bestätigen. Jedem, der auf FX umgestiegen ist, oder umsteigen möchte, würde ich dringend das 50/1,8 AF-D ans Herz legen! Es ist klein und leicht und es kostet nur 130 Euro. Man bekommt eine tolle Bildqualität und hat gut 2 Blendenstufen mehr als bei üblichen Zooms. Natürlich kann man auch ein teureres f/1,4 oder ein AF-S nehmen, aber bei dem f/1,8 AF-D bekommt man sehr viel fürs Geld.
Christian
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