/  
  /  
  /  
  /  
Black Card Technik - Verlauffilter adieu?


black-cardKürzlich stieß ich bei meinen Schweifzügen durchs Netz ganz unverhofft auf eine wirklich interessante Sache bzw. Aufnahmetechnik, welche sich Black Card Technik nennt. Wie immer klingen solche Dinge im Englischen viel cooler als in Deutsch, tatsächlich handelt es sich aber um nichts weiter, als um eine schwarze Papierkarte die man für diese Aufnahmetechnik benötigt. Und im Endeffekt geht es dabei um nichts geringeres, als einen ebenbürtigen Ersatz für den Grauverlauffilter (ND Grad). Klingt spannend, dachte ich mir und informierte mich ein wenig. Was es damit genau auf sich hat und wie das Ganze funktioniert, zeige ich euch hier anhand von Beispielbildern und Erklärungen.

 



Wofür ein Verlauffilter?


Manche von euch besitzen vielleicht bereits Grauverlauffilter. Kurz beschrieben dienen diese dazu, den Dynamikbereich eines Bildes zu minimieren. D.h. die Helligkeitsunterschiede innerhalb eines Fotos so zu reduzieren, dass sie der Kamerasensor einfangen kann. Hauptsächlich werden Verlauffilter in der Landschaftsfotografie verwendet. Dort vor allem um die Helligkeitsunterschiede zwischen Himmel und Boden auszugleichen, indem der hellere Teil abgedunkelt wird. Ein Paradebeispiel hierfür ist z.b. das Foto von Straumur in der Islandgalerie, bei dem ein 0.9 ND-Verlauffilter zum Einsatz kam.
Um dies besser zu verdeutlichen, nachfolgend ein Bild von meinem Heimatort Hallstatt, welches mein Referenzbild für diesen Artikel sein wird. Das erste Foto wurde nur mit einem Graufilter von Haida aufgenommen um die Belichtungszeit zu erhöhen, d.h. der Dynamikumfang wurde hier noch nicht reduziert. Daraus folgt, dass das Foto im unteren Teil korrekt belichtet ist, große Teile des Himmels aber ausgebrannt sind. (Maus über das Bild bewegen):

 ausgebranntes bildohne grauverlauffilter





Dieses Foto kam so aus der Kamera. In den ausgefressenen Teilen des Bildes (weißer Bereich) sind keine Informationen mehr enthalten, somit lässt sich auch bei der Nachbearbeitung nichts mehr retten. Um dieses Problem zu beseitigen, wendet man einen Grauverlauffilter an (manchmal auch ND-Grad, ND-Verlauf genannt), was dann so aussieht:


mit nd verlauffilter

Das ist schon viel besser! In Sachen Verlauffilter gibt es einige Systeme. Das mit Abstand teuerste System wird von Lee angeboten. Vom Preis- Leistungsverhältnis her halte ich allerdings die Filter von HiTech für empfehlenswerter. Es gibt aber mit dem Cokin-P Verlauffilter System eine noch günstigere Alternative.

Nun, das ist ja alles schön und gut, doch nicht immer ist es praktikabel die ganze Ausrüstung mitzuschleppen bzw. viel Geld in allerlei Zubehör zu stecken. Ob die Black Card Technik eine mögliche Alternative sein könnte, versuche ich hier zu klären.



Black Card Technik - Wie funktionierts?


black card technik objektivMal ehrlich, als ich mich zu dem Thema informiert habe, war das wieder einer der Momente wo ich mir dachte: "Man, das ist so einfach und trotzdem genial, warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?". Im Grunde genommen macht man nichts anderes, als eine schwarze Papierkarte während der Belichtung vor das Objektiv zu halten. Optimalerweise sollte man währenddessen nur den Teil abdecken, der eine kürzere Belichtungszeit benötigt. Um das Ganze aber überhaupt bewerkstelligen zu können, braucht man - in den meisten Fällen - einen zusätzlichen Graufilter. Wie bereits im Artikel zu Polfilter und Graufilter empfehle ich hier Graufilter von Haida.

Der Grund dafür ist, dass die unterschiedlich hellen Bildteile auch unterschiedlich lange belichtet werden. Da allerdings nur die wenigsten von uns über Bruce Lee gleiche Reflexe verfügen, wir das aber alles per Hand machen müssen, muss die Belichtungszeit in den meisten Fällen künstlich erhöht werden, um es gut timen zu können. Das obige Foto von Hallstatt hätte ohne Graufilter eine Belichtungszeit von nur ca. 1/125 Sekunde gebraucht und wurde mit einem ND1000 Graufilter auf 13 Sekunden erhöht. Das gibt einem genug Zeit, die Karte kurz vor Ende der Belichtung wegzuziehen, sodass der obere bzw. untere Teil des Bildes eine jeweils andere Belichtungszeit abbekommen. Bevor ich hier noch lange rumquasel, hier eine Darstellung die das etwas anschaulicher verdeutlicht.

 
black-card-technik

Alles klar? ;-)
Unten wurde dieses Bild also 13 Sekunden belichtet und oben 2-3 Sekunden. Während die Kamera also ihre Arbeit verrichtete, zog ich bei ca. Sekunde 10 die Karte weg. Voilá, das Ergebnis war ein optimal belichteter oberer und unterer Teil. Wichtig ist aber, die Karte währenddessen etwas auf und ab zu bewegen (gelber Bereich). Würde man das nicht machen, hätte man einen hässlichen, harten Übergang. Man würde erkennen, dass da was nicht stimmt. Man erzeugt also manuell einen Verlauf.

 

Zu guter Letzt hier das Gesamtergebnis (Klick zum Vergrößern):


hallstatt sommer

Fazit


Ich finde die Black Card Technik ist eine wirklich coole Sache. Es brauchte nur wenige Versuche von mir um ein ansehnliches Bild hinzubekommen. So ein Kärtchen hat man schnell zusammen gebastelt und meine Karte hat mittlerweile auch einen fixen Stammplatz im Fotorucksack bekommen. Ob diese letzten endes wirklich oft zum Einsatz kommen wird, wird sich zeigen. Ein vollständiger Ersatz für einen ND-Verlauffilter kann sie meiner Meinung nach aber nicht sein. In Situationen wo man die Belichtungszeit nicht erhöhen will oder kann, kann man diese Technik nicht einsetzen, da man bei kurzen Belichtungszeiten einfach nicht fähig ist schnell genug zu handeln.
Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass ich mit Hilfe der Black Card Technik das eine oder andere mal auf den Verlauffilter verzichten kann. Gerade wenn es mal schnell gehen muss, oder die ND-Filter nicht zu Verfügung stehen, halte ich diese Technik für eine erstzunehmende Alternative.


Und was ist mit euch, schon ausprobiert? ;-)



daily-deal


Beliebteste Beiträge


Amazon Buy-VIP

 

Kommentare   

 
Rick
+2 #1 Rick 2012-09-30 08:25
Sehr interessant, davon habe ich noch garnicht gehört. :) Bin schon dabei mir eine Karte zu basteln! Danke für den Tipp! :)
Zitieren
 
 
Matthias
0 #2 Matthias 2012-10-06 10:10
Ich habe ja schon viel gelesen und auch schon viel mit Graufiltern gearbeitet, aber diese Technik ist so simpel und genial das ich sie auch mal testen muss!

Eine guter Alternative ist sicher auch eine Belichtungsreihe die dann am Rechner zusammengebastelt wird - das funktioniert bei bewegten Objekten (wie Wolken) natürlich nur begrenzt ;)
Zitieren
 
 
Jens
0 #3 Jens 2012-11-23 12:22
Sehr interessante Idee einen Grauverlauffilter zu simulieren. Hatte ich so noch nie dran gedacht.
Zitieren
 
 
Jürgen
0 #4 Jürgen 2014-10-27 13:38
Der Gedanke an sich ist nicht schlecht. Nur, wenn ich einen Filter (ND 1000) mitnehmen muß, um mit einem selbstgebastelten Filter einen Verlauffilter wegzulassen, erschließt sich mir der Nutzen nicht.
Zitieren
 
 
Thomas
0 #5 Thomas 2014-10-27 18:57
Wenn ein Set Verlauffilter + Halter schon im Fotorucksack vorhanden ist, dann macht es in der Tat wenig Sinn diese Technik einzusetzen.
Für solche, die aber keine Verlauffilter besitzen, weil sie sich aus welchen Gründen auch immer keine leisten möchten, finden hier eine Alternative. Zudem ist es für den einen oder anderen möglicherweise ein interessanter Blick über den Tellerrand. :-)
Zitieren
 

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Neueste Bilder